Sehenswertes
Im Hof
Die Käsehorde (links von den Taubenschlägen; erreichbar vom Heuboden) wurde zum Käsetrocknen verwendet und ist heute eine Rarität. Dazu erschien in der Leipziger Volkszeitung vom 26. März 2012 ein Artikel von Gerd Misselwitz.
Das einzeln stehende Gebäude rechts beherbergte auf der linken Seite einen Pferdestall mit 2 Krippen. Der rechte Teil, welcher der Straße zugewandt ist, wurde zunächst als Auszugshaus für die Eltern des Bauern (Familienfoto ca. 1910) genutzt. Ab ca. 1920 diente es der Unterbringung des Knechtes bzw. in den 1940er Jahren von Zwangsarbeitern und Flüchtlingen aus dem Osten.
Scheune
Die Scheune begrenzt den Innenhof im Norden. Die Scheunentore wurden (wie auch die Hoftore) bei der Restaurierung erneuert. Die Motive sind einem Speicher in Seelingstädt entlehnt. Eine Katzentür (linkes Tor, rechts unten) besaß auch das alte Tor. Auf dem Plan zur Erhöhung der Scheune im Jahre 1906 sieht man die Einteilung in Bansen und Tennen. Die Scheune hatte bis dahin ein Schieferdach. Hinter dem linken Doppeltor befinden sich im linken Scheunenteil eine Kellertür (vgl. Gemälde von Barbara Purrucker im Wohnhaus) und eine Dauerausstellung zur Geschichte des Dorfes Polenz und dem Hof. In den 1960er Jahren wurde die Scheune dann durch eine Mauer geteilt, damit man einen LKW für die Milchlieferung (LPG) in den Mittelteil stellen konnte. In diesen gelangt man heute durch das rechte Tor. Der 2011 und 2012 sanierte rechte Teil des Scheunengebäudes bestand aus Viehställen für Schweine, Rinder und Hühner. Die bossierten Sandsteintröge sind aus dem 19. Jahrhundert. Im hinteren Stall werden nunmehr kleine Ausstellungen untergebracht.
Heuboden
Der Heuboden befindet sich über dem Kuhstall auf der westlichen Seite des Hofes und ist über eine Treppe zu erreichen. Er enthält alte ländliche Werkzeuge von diesem Hof bzw. aus Ostdeutschland auf der linken Seite sowie eine ähnliche Sammlung aus Wales und einige Hacken aus Afrika rechts. Die zwei längeren Kirchenbänke, ca. 200 Jahre alt, stammen aus der Kirche in Deuben und die Kürzere aus Wales. In den Vitrinen in der Nähe des Eingangs sind kleinere Objekte aus Afrika (Ghana, Sierra Leone, Burkina Faso, Tansania) ausgestellt. Das marode Dach wurde unter Verwendung der alten Dachziegel vollständig erneuert und dabei zwei Fledermausgauben sowie drei Dachfenster hinzugefügt.
Im Kuhstall
Der Kuhstall ist der Hauptveranstaltungsort des Dreiseithofes. Hier werden Wechselausstellungen gezeigt und Konzerte gegeben. Die ursprüngliche Struktur des Kuhstalls mit Tränken und Gewölbesäulen ist beibehalten und lediglich die Lichtverhältnisse verbessert worden (mehr Lampen sowie Ersetzung der meisten "Sauger" an der Westwand durch kleine Fenster).
Durchgang zwischen Kuhstall und Scheune
Rechts an den Kuhstall schließt sich ein Durchgang vom Innenhof in den Obstgarten an. Darin befinden sich Reste der Tränkanlage für die Kühe. Ein unterirdischer Motor pumpte dafür Wasser aus dem außen liegenden Brunnen. Zwei Zeichnungen dieses Durchgangs von Eberhardt und Barbara Purrucker sind im Wohnhaus zu sehen.
Hinter der Scheune
Mitten im freigelegten runden Kreis von Pflastersteinen im Obstgarten stand im 19. Jh. ein Göpelwerk. Hier haben Ochsen oder Pferde die Dreschmaschine in der Scheune getrieben, welche durch einen Durchbruch in der Scheunenmauer erreicht wurde.
Im Waschhaus
Hier wurden Kleider und Menschen gewaschen, vermutlich auch Tiere geschlachtet. Unterhalb davon befindet sich ein Obstkeller, der früher als Weinkeller genutzt wurde.
Im Wohnhaus
Das Wohnhaus befindet sich auf der westlichen Seite des Innenhofes und hat seine Funktion bis heute beibehalten. Es besteht im unteren Teil aus Lehm, im Oberen ist freigelegtes Fachwerk zu sehen, welches seit der Sanierung durch Hanfleichtlehmziegel ausgefüllt wird. Auf der Gartenseite gibt es seit spätestens 1910 einen Anbau mit Flachdach aus Backsteinen mit Holzverschalung. Die historischen Fenster wurden bei der Restaurierung wiederverwendet und im Obergeschoss durch ein neu hinzugefügtes Fenster ergänzt. Die aus DDR-Zeiten stammende Haustür konnte durch eine wesentlich ältere Doppeltür ersetzt werden. Zwei der Innenmauern des Wohnhauses (zwischen beiden Stuben sowie oben auf der Westseite) wurden entfernt, aber der ursprüngliche Grundriss sonst beibehalten. Bei der Innensanierung wurde einerseits möglichst viel Historisches herangezogen (z.B. Bodenfliesen und Holzparkett aus dem Bergelager Trebsen bzw. der Kirche Erdmannshain), andererseits die Schönheit der Grundstruktur durch Freilegung von Balken und Verwendung von Lehmputz bzw. -farbe hervorgehoben. Als Außenfarben auf Silikatbasis wurde eine Kombination von zwei roten und zwei grünen Farben gewählt, die durch das Hellbraun der Fenster ergänzt werden.
Die jetzige Toilette war früher ein Abstellraum (die Trockentoilette im Hof wurde 2004 aus hygienischen Gründen abgerissen). An der Form der Tür kann man erkennen, dass die Tür früher nach außen bzw. in den Kuhstall führte.
Die Stube, in der die meisten Konzerte stattfinden, entstand aus den beiden Stuben (die "Gute Stube" hatte einen Blick auf den Hof). Zwei Eisenträger wurden bei der Sanierung eingefügt und mit Holz verkleidet: Einen sieht man an der Decke der Stube, den anderen im Obergeschoss. Der Abstand zwischen Fußboden und der relativ niedrigen Decke konnte ein wenig erhöht werden, allerdings nicht an der Stelle, wo jetzt das Parkett steht ("Bühne"), weil sich darunter der Keller befindet. Diesen gewölbten Keller mit seinen Nischen für Kerzen verwenden die Eigentümer zur Lagerung der selbst gemachten Obstweine.
Der heutige Heizungsraum neben der Küche, in dem die Holzpelletsheizanlage steht, war zu den Zeiten Martin Günthers die Milchkammer.
In dem kleinen Durchgang zwischen Heizungsraum, Küche, Kuhstall und einer Hintertür zum Garten steht eine Sammlung von Gegenständen zur Butterherstellung.
In der Küche selbst wurden viele historische Elemente beibehalten (Herd als Abstellplatz; der dunkelfarbige Bauernschrank lag im Schuppen und wurde restauriert) bzw. durch Ankäufe auf dem Flohmarkt hinzugefügt (Spüle, Gewürzschrank und hellfarbiger Küchenschrank, Delfter Fliesen). Das blaue Schablonenmuster an der Wand ist ein Versuch, die nur fragmentarisch vorhandenen Überreste einer früheren Musterung nachzuahmen. Die Arbeitsfläche ist aus Granit aus Beucha gefertigt. Wo jetzt das große Fenster ist, gab es bis vor ca. 40 Jahren noch einen Backofen.
Das Badezimmer im Obergeschoss war ursprünglich das Kinder- bzw. Mägdezimmer. Das Jugendstil-Buntglasfenster ahmt ein Werk von Stefan Matejko (Krakau) nach.
Das jetzige Gästezimmer diente zu bäuerlichen Zeiten als Wurstkammer. Dort wurden auch Lindenblüten für Tee getrocknet. Um mehr Tageslicht zu gewinnen wurde der Lehm zwischen einigen Holzteilen entfernt. Rechterhand befinden sich die freigelegten Muster in der Lehmwand (Kammstrich mit Kleberbretter, 19. Jh.), die mit Lehmfarbe stabilisiert wurden. Die große Kommode ist aus Süd-Wales.
Im mittleren Raum musste eine Trennwand abgebaut werden. Die Wände zwischen Gästezimmer und Schornstein sind nach westafrikanischem Vorbild (Ghana) aus Lehm gestaltet. Aus demselben Land stammen auch die Vorhänge der Raumtrennung. Die Muster an der Wand gegenüber der Fenster konnten nicht rekonstruiert werden, sondern wurden durch neue ersetzt.
Bemerkenswert im Schlafzimmer sind der alte, schöne Türgriff und die hohe „Stufe“, an der man erkennt, wo das Haus im 19. Jahrhundert vor der Hinzufügung des Flachdachanbaus endete.
Das heutige Arbeitszimmer war in den Zeiten der bäuerlichen Bewohner das Schlafzimmer. Sein Stil wird von seinen breiten Fußbodendielen und der freigelegten Decke bestimmt. Die Graphiken des Ehepaares Purrucker an den Wänden stellen den Durchgang zwischen Scheune und Kuhstall dar. Die Wände zieren daneben auch Masken und Figuren aus Afrika (Togo, Kamerun, Sierra Leone, meist Ende des 19 Jahrhunderts).
Auf dem Dachboden kann man noch erkennen, wo früher Tabak zum Trocknen aufgehängt wurde.
Videovorstellung "Einigkeit 4" von Detlef Rohde
Wir danken Detlef Rohde für die Erstellung dieses Vorstellungsvideos!